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Neue Rubrik: Abschlussarbeiten am Campus

Ab sofort werden wir euch besonders interessante Abschlussarbeiten unserer Studierenden aus den Studiengängen Interkulturelles Management und Digitales Marketing vorstellen.

Als Erstes steht die Bachelorarbeit unserer Studentin Gina Geigl im Fokus. In ihrer Abschlussarbeit mit dem Titel „Nachrichten gleich notizie? – eine vergleichende Untersuchung deutscher und italienischer Medienberichterstattung zum Thema Migration“ hat Gina Geigl die komplexe Welt der Medienberichterstattung unter die Lupe genommen.

Lest den vollständigen Abstract der Bachelorarbeit mit Grafiken!

Zentrale Inhalte der Arbeit

Als zentrales Thema habe ich mich in meiner Abschlussarbeit mit der Frage befasst, wie die deutsche und italienische Medienberichterstattung zum Thema Migration die Meinungsbildung der Gesellschaft beeinflussen.

Mir ging es vor allem darum herauszufinden, wie die Nachrichtenquellen die maßgeblich für die Meinungsbildung verantwortlich sind sich positionieren und ausdrücken. In Deutschland habe ich hierfür Inhalte der Tagesschau, der Süddeutschen Zeitung sowie der BILD Zeitung analysiert. In Italien Artikel der ANSA, Il Corriere und von Mediaset.

Mich hat die Berichterstattung insbesondere der mediale Blick auf die hauptsächlich betroffenen Menschen interessiert, weshalb ich mich in der Analyse ausführlich mit der Wortwahl von Personen und der Migrationssituation beschäftigt habe. Daneben habe ich auch untersucht auf welche Art und Weise Verantwortungen in den Medien dargestellt werden. Also, welche Organisation/ Personen/ Länder sich um den Schutz und die Integration der ankommenden Menschen aus medialer Sicht befassen soll. Als letzten großen Analyseaspekt habe ich, untergliedert auf die Teilbereiche Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Sicherheit und Gesundheit, analysiert ob in der medialen Berichterstattung eher Chancen oder Risiken im Vordergrund stehen.

Grund der Themenwahl

Ich lebe jetzt bereits seit längerer Zeit in Bologna in Italien. Bologna ist eine Stadt die von jungen Studierenden aus aller Welt geprägt ist und wird. Das äußert sich unter anderem auch dadurch, dass hier für Themen auf die Straße gegangen wird, für welche im Rest Italiens eventuell nicht, oder nicht so auf die Straße gegangen werden würde. Vor allem Proteste gegen die Meloni-Regierung oder auch Proteste für einen humanen Umgang mit Migrierten haben hier bei mir Eindruck hinterlassen.

Gleichzeitig ist mir aufgefallen, dass egal ob ich in Deutschland oder in Italien war, Gespräche und Meinungen zu Migration von allen Seiten (Familie/ FreundInnen/ KollegInnen/ teilweise Fremde) konstant um mich herum waren. Einige dieser Meinungen warfen bei mir Fragen auf, anderen widersprach ich, einigen stimmte ich zu. Die Hauptauffassung blieb jedoch, dass ich mich fragte wie diese Meinungen zustande kamen.

Dadurch kam mir die Idee die mediale Darstellung in Deutschland und Italien zu untersuchen und gegenüberzustellen. Ich wählte als Untersuchungsgrundlage digitale Artikel der mächtigsten Zeitungen, um einen möglichst großen Teil der Gesellschaft miteinbeziehen zu können.

Interessante Fakten

Im Theoretischen Teil der Arbeit habe ich die Aspekte Medienberichterstattung und Medienvertrauen beleuchtet. Im Großen und Ganzen ist bei mir hier vor allem herausgestochen, dass die Medienberichterstattung zum Thema Migration eine besondere Rolle einnimmt. Berichterstattungen zum Thema Migration wird mit einem erhöhten Vertrauen begegnet. Das heißt Medien kann in diesem Bereich eine noch höhere Verantwortung zugesprochen werden. Aktuell wird diese Verantwortung sehr individuell von den Medien genutzt und von außen eher schwach kontrolliert.

In der Analyse der Arbeit ist mir vor allem aufgefallen, dass die finalen Erkenntnisse etwas anders ausfielen, als ich das ganz zu Beginn meiner Arbeit angenommen hätte. Besonders überrascht hatte mich ein Teil der italienischen Darstellung. Basierend auf meiner Wahrnehmung der Gesellschaft aber auch bekannten Stereotypen hätte ich eine emotional tiefgehende und bewegende Darstellung der Situation erwartet. Auffällig war hingegen, dass vor allem im Bereich der Verantwortung eine gewisse Distanz eingenommen wurde. In der gesamten Analyse zeigte sich, dass diese „Distanz“ vor allem dazu diente darauf aufmerksam zu machen, dass das Thema Migration ein Problem der ganzen EU sei, nicht nur ein Italienisches.

Auf der deutschen Seite überraschte mich die Analyse der Wortwahl der beschriebenen Personen. Aus knapp 75 analysierten Artikeln konnten knapp 30 unterschiedliche Personenbezeichnungen für Migrierte identifiziert werden. Es fiel auf, dass stark versucht wurde eine korrekte „Kategorie“ für die jeweiligen Personen zu finden, desto mehr diesjedoch versucht wurde, desto inkorrekter und exkludierender wurden die Bezeichnungen aber zugleich.

Gesamt konnte sich ein Trend zeigen: Der Kern der Berichterstattung unterscheidet sich durch Inhalte, Wortwahl und anderer Gestaltungsmöglichkeiten zwischen Deutschland und Italien. Spannend ist jedoch, dass die aus diesem Kern heraus vermittelten Ströme nach außen an die Gesellschaft sehr ähnlich sind.

Die vermittelten Kerninhalte

1. Inhalte, basierend auf politischen Ereignissen oder Entscheidungen stehen im Mittelpunkt der Berichterstattung.

2. Die Gegenüberstellung von Chancen-Risiken, sowie sprachliche Analysen zeigen eine klare Dominanz risikozentrierter Berichterstattung.

Übersicht Chancen-Risiken Deutschland und Italien

3. Die Berichterstattung schafft zwei parallele Narrative zu Migrierenden und Migrierten. Migrierende werden häufig übermäßig Schutzbedürftig dargestellt, während Migrierte häufig in Verbindung zu Risiken und anderen negativ behafteten Themen gezeigt werden.

Verteilung der genutzten PersonenbezeichnungenGrundsätzlich wurde deutlich, dass Medien sich in Ihrer Position noch bewusster werden sollten. Berichte über Chancen der Migration oder auch Berichte der Betroffenen selbst würden hier vermutlich helfen für eine ausgewogenere Berichterstattung zu sorgen.

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